In diesem Interview sprechen PD Dr. med. Moritz Braun und Dr. med. Sergej Staubli, zwei erfahrene Urologen, über ihre gemeinsame berufliche Reise, die sich von einer inspirierenden Begegnung zu einer tiefen Freundschaft und erfolgreichen Zusammenarbeit entwickelt hat. Ab dem 1. Oktober 2024 starten sie offiziell ihre Zusammenarbeit in der gemeinsamen Praxis an den Standorten Wallisellen und Oerlikon.
Sie teilen ihre Leidenschaft für ihr Fachgebiet, geben Einblicke in ihre innovativen Behandlungsmethoden und erklären, wie sie ihren patientenzentrierten Ansatz in ihrer Praxis umsetzen. Zudem reflektieren sie über die häufigsten Missverständnisse in der Urologie und erzählen von ihren persönlichen Interessen und Hobbys, die sie außerhalb des Berufslebens ausgleichen.
Dieses Interview wurde von Anja Fischer geführt und redaktionell bearbeitet.
Wie und wo habt ihr euch kennengelernt? Gibt es eine besondere Geschichte dazu, wie ihr zusammengekommen seid?
Staubli: Ich arbeitete damals in Meilen und Moritz in Männedorf. Unsere Begegnung war von Anfang an freundschaftlich, inspirierend und fruchtbar. Moritz brachte mir von Anfang neue urologische Tipps und Tricks bei, sodass ich von seinem grossen Erfahrungsschatz lernen durfte. Neben dem fachlichen Austausch wurde der gemütliche Teil bei unseren Afterwork-Apéros ebenfalls kultiviert.
Braun: Ich erinnere mich noch an einen Event im Hirschen in Feldmeilen, bei dem Sergej und ich uns über den Wohnort und den Arbeitsweg unterhielten, er als passionierter E-Bike-Fahrer. Wir haben gewitzelt, dass wir zusammen mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren könnten. Diese Herzlichkeit und das gemeinsame Lachen waren Momente, in denen ich Sergej direkt ins Herz geschlossen habe.
Was hat euch dazu bewogen (inspiriert), zusammenzuarbeiten?
Staubli: Eigentlich arbeiten wir schon lange zusammen. Neben der Arbeit hat sich auch eine Freundschaft entwickelt, die bis heute besteht. Moritz wurde zu einem Mentor für mich, von dessen Erfahrung und Wissen ich sehr profitiert habe. Unsere Zusammenarbeit ist organisch gewachsen und der Schritt, noch enger zusammenzuarbeiten, ist jetzt die logische Konsequenz.
Moritz: Die Treffen in Meilen waren durch Sergej immer sehr gut organisiert, er ist ein hervorragender Gastgeber und die Atmosphäre war immer toll. Wir haben auch klinisch zusammengearbeitet und uns gegenseitig unterstützt. Sergej war bei den OPs immer sehr engagiert, es hat Freude bereitet. Auch ich als Mentor habe viel von ihm gelernt. Ich habe Sergej immer für seinen Mut bewundert, er ist innovativ und sehr clever, besonders in Bezug auf die Standortwahl für seine Praxis. Die Zusammenarbeit war daher eine logische Konsequenz.
Gibt es spezielle Schwerpunkte oder Interessen in eurem Fachgebiet, die euch besonders faszinieren?
Sergej: Von Andrologie bis zur Zirkumzision behandeln wir urologische Themen umfassend und ganzheitlich. In letzter Zeit hat sich das Thema „Therapien rund um Erektionsstörungen“ herauskristallisiert. Sie sind sehr häufig, aber es gibt noch nicht viele unterstützende Methoden. Der Wunsch war da, mehr anzubieten als nur eine chemische Therapie. Darum habe ich mich weitergebildet und biete nun neue Behandlungen wie den „P-Shot“ und die Stosswellentherapie an.
Moritz: Wir beide sind sehr gut ausgebildete Urologen und beherrschen das grundlegende urologische Fachgebiet ausgezeichnet. Mit Neugier und Spezialkenntnissen erkunden wir immer wieder neue Themen. Von der Diagnostik über konservative Therapien bis hin zu Eingriffen bieten wir durch die Zusammenarbeit ein umfassendes Angebot für die Patienten und stellen sie stets in den Mittelpunkt.
Sergej: Ich möchte auch den operativen Schwerpunkt von Moritz erwähnen: Mit über 1000 roboterassistierten Da Vinci Eingriffen ist er sehr erfahren, sei es minimalinvasiv oder bei klassischen grossen Operationen. Er verfügt ebenfalls über umfassende Kinderurologie-Erfahrung.
Wie würdet ihr euren Behandlungsstil beschreiben?
Sergej: Sehr patientenzentriert: Begegnungen finden auf Augenhöhe statt, und man soll sich vom Anfang bis zum Schluss willkommen fühlen. Das beginnt schon vor dem direkten Kontakt, sei es im Internet oder am Telefon. Wir bieten möglichst kurze Wartezeiten an und achten darauf, dass der Praxisbesuch so angenehm wie möglich ist. Unsere Praxisräume sind darauf ausgelegt, eine angenehme und ruhige Atmosphäre zu schaffen.
Urologie ist ein intimes Fachgebiet, daher ist es uns wichtig, Ängste und Scham zu nehmen. Wir sind innovativ und schauen über den Tellerrand hinaus, auch in der Zusammenarbeit mit der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Das Wohl des Patienten steht für uns an oberster Stelle und wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz. Für immobile Patienten bieten wir auch Haus- und Heimbesuche an.
Was denkt ihr, bringt die Zusammenarbeit für die Praxis Neues?
Sergej: Moritz bringt sehr viel operatives Können mit. Somit können wir das komplette Angebot aus einer Hand in unseren Uroversum-Praxen anbieten. Von der Diagnostik über die Therapie bis zur Nachsorge kann alles bei uns stattfinden.
Moritz: An unseren Standorten, primär in Wallisellen, können wir ambulante Eingriffe in unserem Eingriffsraum durchführen, sofern kein grösserer Operationssaal in einem Spital benötigt wird. Durch die Zusammenarbeit mit der TCM können Ängste und Schmerzen reduziert werden. Diese Form der Unterstützung ist einzigartig und die Erfahrungen sind äusserst positiv. Das Wohlbefinden des Patienten kann zum Beispiel durch eine Rückenmassage oder Akupunktur deutlich verbessert werden.
Was sind die häufigsten Missverständnisse, die Menschen über die Urologie haben?
Sergej: Viele denken, der Urologe sei der „Männerarzt“. Wir behandeln jedoch auch die ableitenden Harnwege mit Niere, Harnleiter, Harnblase etc., was auch Frauen betrifft.
Moritz: Ein weiteres häufiges Missverständnis ist, dass Männer glauben, solange es keine Probleme mit der Prostata gibt, sei alles in Ordnung. Es ist ein fataler Irrtum, dass alles gut ist, nur weil das Wasserlassen problemlos funktioniert. Ab einem gewissen Alter sollten Männer regelmässig, abhängig von den Untersuchungsergebnissen, eine Untersuchung und Abklärung machen lassen. Ohne familiäre Vorbelastung ab dem 50. Lebensjahr, mit Risikofaktoren ab dem 45 Lebensjahr.
Sergej: Ein weiteres Missverständnis betrifft die Erektionsfähigkeit von Männern. Viele glauben, dass eine Verschlechterung der Erektionsfähigkeit unvermeidlich ist und man nichts dagegen tun kann. Das ist falsch – man kann auf jeden Fall etwas unternehmen. Zudem kann eine Erektionsstörung ein Warnsignal für kardiovaskuläre Krankheiten sein, weshalb eine entsprechende Abklärung notwendig ist.
Wie bleibt ihr auf dem neuesten Stand in eurem Fachgebiet?
Sergej: Wie müssen jährlich achzig Stunden Fotbildung absolvieren. Hierfür besuchen wir nationale und internationale Kongresse, Webinare und Themenabende. Fachartikel lesen und der persönliche Austausch sind ebenfalls wichtig. In bestimmten Fällen laden wir andere Operateure ein, um neue Verfahren oder Operationstechniken zu lernen. Alle neu entdeckten Tumorerkrankungen werden am interdisziplinären Tumorboard besprochen. Der Austausch über neue Erkenntnisse und Therapien ist sehr wertvoll.
Was ist eurer Meinung nach der grösste Vorteil für Patienten in einer gemeinschaftlichen Praxis?
Moritz: Ein grosser Vorteil für die Patienten ist der Austausch zweier Fachpersonen. Wir haben so automatisch zwei Perspektiven bei der Fallbetrachtung, was zu einer besseren Behandlung führt.
Sergej: Die Behandlungsqualität steigt durch die Fallbesprechungen. Es gibt gewissermassen eine Zweitmeinung im Haus, was die Qualität verbessert. Moritz bringt viel Know-how und OP-Techniken mit, die das bestehende Angebot erheblich ergänzen.
Moritz: Das Uroversum hat ab dem 1. Oktober praktisch immer geöffnet, die Ferien- oder Abwesenheitsvertretung lässt sich zu zweit viel einfacher gestalten.
Wie geht ihr mit stressigen oder schwierigen Situationen um?
Sergej: Der Austausch im Team oder mit Bezugspersonen ist essenziell. Man muss kommunizieren, dass Stress vorhanden ist, damit die Situation gemeinsam im Team bewältigt werden kann. Am Ende führen wir ein Debriefing durch, geben konstruktive Inputs und verbessern Dinge, um aus solchen Situationen zu lernen. Kommunikation ist das Wichtigste, wie ich finde.
Moritz: Wenn ich ehrlich bin, ist das manchmal ein Problem für mich, da ich eher introvertiert bin und Dinge mit mir selbst austrage. Der Teamgedanke und die Aussagen von Sergej sind daher absolut richtig und wichtig, und ich stehe voll dazu. Meine Ausbildung als Spital-Clown hilft mir, den inneren Clown zu aktivieren und die Welt gleich wieder bunter zu sehen. Auch im privaten Bereich ist die Kommunikation mit Freunden und der Familie wichtig.
Was macht ihr gerne in eurer Freizeit, gibt es besondere Hobbys? Die Clowngeschichte interessiert mich natürlich!
Moritz: An meiner Arbeitsstelle in Köln hat der damalige Krankenhausdirektor ein Pilotprojekt gestartet und zwei Klinikclowns eingestellt. Ich hatte den Wunsch, diese Ausbildung zu machen, um dies für meine Arbeit und das professionelle Umfeld zu nutzen. Ich habe dann eine Clownschule in Olten gefunden und dort viele Clowntrainingabende verbracht. Viele der anderen Teilnehmenden haben als klassische Besuchsclowns gearbeitet. Ich wollte für mich den inneren, eigenen Clown trainieren.
Sergej: Für mich sind meine Familie und die Natur als Ausgleich sehr wichtig. Draussen in der Natur unterwegs zu sein, lag mir immer am Herzen – ich war lange in der Pfadi. Und weil du schon gefragt hast, verrate ich auch gleich meinen Pfadinamen: „Bike“, weil ich so gerne Velorennen gefahren bin.
Wenn ihr nicht Ärzte geworden wäret, welchen Beruf hättet ihr dann gewählt?
Sergej: Ich wollte einer Arbeit mit Menschen nachgehen. Theologie war auch ein Thema, Agronomie interessierte mich ebenfalls. Das faszinierende an der Medizin ist, dass der Mensch im Zentrum steht.
Moritz: Ich stamme aus einer alten Arztfamilie, wollte aber bis zum Abitur auf keinen Fall ebenfalls Arzt werden. Mein Vater war ebenfalls Urologe und hat das Thema natürlich nähergebracht. Ursprünglich wollte ich Agraringenieur werden, alternativ Schreiner oder Zimmermann. Ich wollte etwas mit den Händen machen.
Welches Buch oder welche Serie könnt ihr unseren Patienten empfehlen?
Sergej: Ein Film, der mich persönlich sehr inspiriert und dazu motiviert hat Arzt zu werden, war „Patch Adams“ mit Robin Williams. Das passt auch gut zu Moritz‘ Aussage, dass Humor in die Medizin einfliessen soll und darf.
Moritz: Ich war in Deutschland schon an mehreren Science-Slam Abenden, einem wissenschaftlichen Kurzvortragsturnier, bei dem Wissenschaftler ihre Forschungsthemen in kurzer Zeit vor Publikum präsentieren. Ich denke, wir sollten ebenfalls so einen Anlass organisieren, Sergej und ich.
Sergej: Nicht zu vergessen sind die Vorteile des Internets: Wir haben bereits einige spannende und thematisch relevante Beiträge rund um die Urologie beim Blog von Männer.ch oder auf impuls.migros.ch veröffentlicht. Dies ist eine praktische und moderne Form des Selbststudiums und eignet sich gut zur Recherche von Themen, die einen interessieren oder aktuell beschäftigen.
Was war das schönste Kompliment, das ihr von einem Patienten erhalten habt?
Moritz: Ich habe kürzlich eine E-Mail von einem Patienten erhalten, den ich vor rund 17 Jahren wegen eines metastasierten Prostatakarzinoms operiert hatte. Ich hatte ihn immer weiter betreut und es ist damals eine Freundschaft entstanden, wir blieben in Kontakt. Es freut mich sehr, dass es ihm immer noch gut geht, und die liebe Nachricht hat mich sehr gefreut.
Sergej: Wenn jemand einen weiten Anreiseweg auf sich nimmt, um bei mir behandelt zu werden, finde ich das ein wunderbares Kompliment, es bedeutet für mich, dass das Vertrauen stimmt. Egal, ob ich meine Praxis nun in Wallisellen führe oder wie früher in Meilen praktiziert habe.
Worauf freut ihr euch am meisten ab dem 1. Oktober 2024?
Sergej: Darauf, Moritz häufiger zu sehen (grinst). Da unsere Lebens- und Arbeitseinstellungen sehr ähnlich sind, kann dadurch noch viel Neues, Innovatives und Spannendes entstehen. Wir denken und ticken ähnlich und haben den gleichen Berufsstolz, kurz: Wir schauen in die gleiche Richtung und freuen uns auf das neue gemeinsame Kapitel.
Moritz: Nach einer kleineren Pause freue ich mich wieder aufs Arbeiten, besonders auf die Zusammenarbeit mit Sergej. Wir ergänzen uns in vielen Situationen sehr gut und unsere Grundeinstellung ist, dass wir neugierig sind und es unbedingt bleiben. Wenn ich an meinem allerletzten Tag meiner ärztlichen Tätigkeit etwas mitbekommen würde, was die Behandlung meiner Patienten verbessert, werde ich dies auch am letzten Arbeitstag anbieten und mich dafür einsetzen. Bis zum Ende neugierig bleiben: Dieser Gedanke ist auch bei Sergej stark ausgeprägt, das ist eine grosse Gemeinsamkeit.
Sergej und Moritz freuen sich darauf, ab dem 1. Oktober 2024 gemeinsam für ihre Patienten da zu sein und ihre Leidenschaft für die Urologie einzubringen.
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